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Europaweiter Hundehandel:
Dicke Gewinne nicht nur mit Kampfhunden
Im europaweiten Grauhandel mit Hunden locken nicht nur bei den Kampfhunderassen dicke Gewinne. Während die Zahl der registrierten Rassewelpen seit Jahren kontinuierlich zurückgeht, wächst die Schar der Hinterhof- und Promenadenzüchtungen, berichtet der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH). Das schnelle Geschäft ohne Rücksicht auf die Tiere blüht in deutschen Hinterhöfen, aber auch in zahlreichen Nachbarländern. Mitten durch Deutschland laufen die Routen der Hundeschieber, am Dienstag verunglückte ein Transporter aus Slowenien auf der Autobahn bei Frankfurt mit über 60 Welpen unterschiedlichster Rassen an Bord. Obwohl sich unter ihnen auch 15 Kampfhunde befanden, ist der Transport wahrscheinlich noch nicht einmal illegal: Nach Angaben des Sprechers des hessischen Innenministeriums, Peter Freier, können Hunde zurzeit ohne Hindernisse durch Hessen transportiert werden. „Es handelt sich um einen ganz normalen Tiertransport.“ In Deutschland gibt es nach VDH- Schätzungen rund fünf Millionen Hunde, sagt Verbandssprecher Udo Kopernik in Dortmund. Jedes Jahr werden rund 500 000 Welpen benötigt, um den Bestand aufzufüllen. Nur knapp jeder fünfte ist ein Rassehund aus den Zwingern der offiziell anerkannten VDH-Züchter. Ebenfalls rund 100 000 Tiere werden importiert, rund 300 000 ohne gültige Zuchtnachweise im Inland großgezogen. Die Importtiere stammen vor allem aus osteuropäischen Ländern, es gebe aber auch in Belgien und den Niederlanden eine große Szene, berichtet Kopernik. Besonders beliebt sind die so genannten Modehunde wie Golden Retriever, Berner Sennenhunde oder eben die einschlägigen Kampfhundrassen. In den offiziellen Zuchtzahlen finden sich die zahllosen American Staffordshire Terrier jedenfalls nicht wieder. Im belgischen Lüttich werden jeden Sonntag auf einem großen Markt Hunderte junger Hunde unklarer Herkunft angeboten. „Das Geschäft funktioniert meistens nach dem Kindchen-Prinzip. Die Leute denken ‚Hund ist Hund‘ und nehmen die süßen Hündchen mit“, schildert Kopernik die Billig-Konkurrenz. Die Spannen für die Zwischenhändler seien beträchtlich: Für einen ganzen Wurf von fünf bis zehn Tieren würden in Polen zwischen 150 und 600 Mark gezahlt. Auf Märkten und Autobahnrastplätzen werden die reinrassigen Welpen zu Stückpreisen zwischen 600 und 2 000 Mark verhökert.
Weil bei der Haltung auch gegen zahlreiche Tierschutzvorschriften verstoßen wird, hat das Deutsche Tierhilfswerk (DTHW) den „Kampf gegen die Hundemafia“ ausgerufen. DTHW- Sprecherin Nicole Kruska warnt eindrücklich davor, Tiere unklarer Herkunft zu kaufen und seien sie mit noch so eindrucksvollen Papieren ausgestattet. Die Welpen würden in der Regel nicht tiermedizinisch versorgt, zu schnell der Mutter weggenommen und falsch ernährt. Die Hündchen mit den süßen Knopfaugen entpuppten sich schnell als schwer krank, verhaltensgestört oder überaggressiv. Viele müssten eingeschläfert werden oder landeten in den Tierheimen.
Die ganz dicken Gewinne locken aber doch bei den ausschließlich für Hundekämpfe gezüchteten Kampfmaschinen. Mehrere zehntausend Dollar würden für die Nachkommen eines Hundekampf- Champions gezahlt, sagt die hessische Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin. In Marburg war es den Ermittlern im Sommer 1998 gelungen, eine illegale Pitbull- Zucht in einem stillgelegten Teerwerk auszuheben. Spuren deuten auf ein europaweites Netzwerk, in dem sich Unterweltler regelmäßig zu Hundekämpfen auf Leben und Tod verabreden. Dutzende Tiere wurden auf amtliche Weisung eingeschläfert.
Von den drei beschuldigten Männern aus Marburg musste sich bislang noch keiner vor Gericht verantworten, das erste Gerichtsverfahren wird voraussichtlich in diesem Sommer eröffnet. Hohe Strafen müssen die profitgierigen Tierquäler kaum fürchten: Die Höchststrafe nach dem Tierschutzgesetz liegt bei drei Jahren Haft.

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